Mit dem Tablet (Android) in den Wald
In der letzten Woche der Sommerferien waren meine Kolleginnen und ich im Wald unterwegs. Jeden Morgen sind wir mit der Hortkindergruppe in einen nahegelegenen Wald gelaufen und am Nachmittag wieder zurück. Trotz Regen am Montag war es eine spannende und aufregende Zeit. Viel frische Luft, unendlich viele Stechmücken, spannende Krabbeltiere sowie grandiose Bauwerke und Spielmöglichkeiten. Also zusammengefasst ein Ort, an dem nun wirklich kein Pädagoge einem Kind ein Tablet oder Smartphone in die Hand drücken würde.
Aber genau das habe ich natürlich getan 🙂 Mein Cross-Media-Ansatz zielt darauf ab digitale Medien gewinnbringend im Alltag einzusetzen, sie als weiteres Medium zur Erschließung der Welt zu verstehen. Dem entsprechend waren mein privates Tablet, mein Smartphone und das Tablet aus der Einrichtung mit im Wald. Für jeden Tag hatte ich mir eine Verwendungsmöglichkeit für die Tablets überlegt die, wenn sich die Gelegenheit ergab, umgesetzt werden konnten. Vielleicht inspirieren diese Ideen ja die eine oder den anderen und das Tablet darf beim nächsten Waldtag mit 🙂
Ich entschuldige mich im Vorhinein für die teilweise schlechte Bildqualität. Diese Bilder stammen teilweise von einem 5 MP Tablet. Und Tablets sind nun mal leider keine Kameras 😉
Wer/Was bist denn du? (Montag)

Springkraut
Auf jedem Waldausflug sollten Bestimmungsbücher nicht fehlen. Wir haben diverse Bücher aus der Bücherei ausgeliehen und mitgenommen. Da die Kinder teilweise aber noch nicht lesen können haben die Bilder den größten Stellenwert um die Pflanzen und Tiere zu erkennen. Alle Bücher mit durch den Wald zu schleppen ist mühsam, denn ein ausführliches Buch ist schon recht schwer. Und es ist natürlich nicht sinnvoll alle Pflanzen, Baumteile oder Tiere mit ins Lager zu schleppen um sie zu bestimmen. Aus diesem Grund haben wir zur Walderkundung das Tablet mitgenommen. Mit der Foto-App wurden Bilder der Pflanzen, Bäume oder kurzfristig gefangenen Tiere gemacht. Im Lager wurden diese Bilder dann gemütlich auf einer Decke sitzend mithilfe der Bücher ausgewertet.

Grasfrosch
Eine vor Ort Bestimmung mit dem Tablet gestaltet sich recht schwierig. Zum einen, weil gute Bestimmungs-Apps Geld kosten, zum anderen, weil eine Internetverbindung notwendig ist. Eine kostenlose App die bedingt offline funktioniert ist der „Bio Guide„. Hier können die Datensätze vorab aus dem Internet heruntergeladen werden (2 Datensätze sind kostenlos). Allerdings sollten alle bereits einmal im vorhinein aufgerufen werden, damit die Bilder auch offline korrekt angezeigt werden. Ist Internet verfügbar (z.B. über ein Smartphone, dessen mobile Datenverbindung als W-Lan Hotspot benutzt wird; oder noch einfacher, das Tablet selbst eine SIM-Karte mit mobilen Daten besitzt) können natürlich weitere Bestimmungs-Apps eingesetzt werden wie etwa der NABU Vogelführer, Was blüht denn da, oder der Pilzatlas. Und nicht zu vergessen, einfach einmal die Merkmale in eine Suchmaschine eingeben, die Bilder vergleichen und schon kann man auch seltenere Raupen einfach bestimmen.
Entdecke den Wald (Dienstag)
Das Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat 2015 die Broschüre „Entdecke den Wald – die kleine Waldfibel“ herausgegeben. Die Broschüre kann kostenlos bestellt, oder heruntergeladen werden. Außerdem hat sie auch eine kostenlose App herausgebracht. Bei dieser handelt es sich um die multimediale Aufbereitung der Waldfibel, die den spielerischen Zugang zu den Inhalten ermöglicht. Man blickt in eine Waldszene, kann verschiedene Pflanzen und Waldbewohner entdecken, die Höhe eines realen Baumes messen oder sein Wissen in einem Waldquizz testen. Darüber hinaus gibt es Informationen zum Wald als Ökosystem, der Waldnutzung und einige Waldregeln. Die App hat mir sehr gut gefallen. Die Pflanzen- und Pilzportraits stellen zwar nur eine sehr kleine Auswahl dar, sind aber liebevoll zusammengestellt. Bei den Tieren gibt es sogar Hörbeispiele. Ein Blick in diese App lohnt sich auf jeden Fall.
Unsere Zeit im Wald (Mittwoch)
Für Eltern, Kollegen und den Träger ist es meist recht schwer nachzuvollziehen was an einem Waldtag genau geschieht. Aus diesem Grund haben wir die Gelegenheit genutzt und mit den Dreharbeiten für einen kleinen Waldwoche-Dokumentationsfilm begonnen. Hierin werden Aktivitäten, Ideen, Gedanken, Herausforderungen, Erfolge und Missgeschicke festgehalten. Einzelne kleine Videoszenen werden zusammengeschnitten und vertont. Ein solcher Film ist eine wunderbare Möglichkeit Eltern einen Einblick ins Geschehen zu bieten und etwa auf einem Elternabend zu erläutern welche Erfahrungen die Kinder sammeln konnten, wie sie gefordert und gefördert wurden. Auch Kollegen können von diesem Einblick profitieren. Sind alle Eltern, Kinder und der Träger einverstanden kann das Video auch im Internet publiziert werden, etwa auf der Einrichtungseigenen Internetseite. So kann anschaulich das pädagogische Profil der Einrichtung verdeutlicht werden.
Eifeler Pflanzenführer (Donnerstag)
Der Naturpark Nordeifel e.V. hat eine kleine aber feine App herausgegeben, die offline genutzt werden kann. In ihr finden sich verschiedene Bäume, Sträucher und andere Pflanzen, die im entsprechenden Naturpark vorkommen. Viele der Pflanzen sind auch in anderen Teilen Deutschlands heimisch, weswegen die App hervorragend zur Bestimmung im Wald genutzt werden kann. Ich war mit zwei zukünftigen Erstklässern unterwegs. Wir haben 7 verschiedene Blätter gesammelt. Dann habe ich die App gestartet und die Auswahl auf Bäume eingegrenzt. Die Bedienung der App ist sehr einfach und durch die vielen Bilder auch gut ohne Lesefähigkeiten zu benutzen.
Die Kinder haben in der Übersicht nach Abbildungen gesucht, die dem Blatt ähnlich sahen. Dann wurde eine mögliche passende Pflanze angeklickt. Daraufhin erschien eine Seite mit Informationen zur Pflanze, dem Namen und weiteren Bildern. Ein Klick auf die Bilder machte diese groß. Nun wurde weiter verglichen, Blätter gezählt, die Blattadern und -ränder verglichen. Passte es nicht waren die Kinder ganz ohne Hilfe wieder in der Übersicht und suchten weiter. Schnell waren 4 der Blätter identifiziert. Durch die leichte Bedienung und die schnellen Erfolge waren die Kinder sehr motiviert und freuten sich über jeden Namen, den ich ihnen für ihre erfolgreiche Identifizierung vorlaß. Die Datenbank könnte etwas größer sein, aber gerade zum Einstieg eine wirklich tolle App zur Bestimmung von Bäumen und Sträuchern, die auch für Kinder ohne Lesekenntnisse verwendbar ist.
QR-Code Schnitzeljagd (Freitag)
Das mediale Highlight unserer Waldwoche war definitiv die QR-Code Schnitzeljagt am Freitag. Im Vorhinein habe ich 10 Aufgaben in QR-Cods umgewandelt, an laminierte Stationsschilder geklebt und diese dann im Wald verteilt. Masking Tape hielt die Schilder an den Bäumen, verletzte diese aber nicht. Als Wegmarkierung habe ich Stoffstreifen benutzt, die hinterher wieder problemlos ab geknotet werden konnten. Die Kindergruppe wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhielt einen Brief, in dem die Abschlussbotschaft (natürlich auch codiert) enthalten war, einen kleinen Beutel mit Material, dass für die einzelnen Stationen gebraucht wurde, und natürlich ein Tablet. Die Tablets sollten eine Rückkamera besitzen, da das Scannen der Codes mit der Frontkamera zu schwierig ist. Beide Tablets hatten eine Kinderoberfläche installiert, auf der nur die Programme aufrufbar waren, die für die Rallye benötigt wurden: Kamera, Easy Voice Rekorder, Doodle, Eifeler Pflanzenführer und ein QR-Code Scanner. Nach jeder Station wechselte das Tablet den Träger. Somit konnte jedes Kind sich im enträtseln der Codes beweisen. Vorgelesen haben die Kinder, die bereits lesen konnten. Die Aufgaben waren teilweise für die Gruppe, teilweise für einzelne Kinder. Teilweise sehr einfach und teilweise sehr anspruchsvoll. Eine gute Mischung, die alle begeisterte und etwa eine Stunde beschäftigte.
Die ausführliche Anleitung und alle Materialien sind im gesonderten Post „QR-Code Waldrallye“ zu finden.
6 Kommentare
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Spannender Bericht, der wieder einmal zeigt, dass die Digitalisierung nicht zwangsläufig eine Verödung oder Idiotisierung des Lernens nach sich zieht. Ganz im Gegenteil. Danke!
Herzlichen dank für den netten Kommentar 🙂
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